St. Peter Bisten

Die Bistener Pfarrkirche ein Stück Orts- und Glaubensgeschichte am Fuße des Saar­gaues.

Denn wenn wir auf die Ursprünge der heutigen Pfarrkirche schauen, müssen wir weit mehr als 225 Jahre zurückgehen. Mehr als dreimal so viel, nämlich bis in die Jahre 1221/1222. Kein geringe­rer als der damals amtierende Papst Honorius III. (Papst von 1216 bis 1227) erwähnt die Besitzrechte des damaligen Prämonstratenser-Klosters in Wadgassen an einer damals schon bestehenden Kapelle in Bisten.

Wenn wir nun nachforschen wollen, wann genau diese Kapelle wiederum erbaut wurde, verlie­ren sich die Quellen. Aber es ist wohl nicht zu weit gedacht, wenn man die kleine Kapelle in Bisten (mitten in einem kleinen Dorf neben der Bist und im tie­fen Wald) als Einsiedelei für ei­nen oder zwei Wadgasser Mönche ansieht. Wenn dem so ist, dann müsste die Kapelle zwischen 1135 (Gründung des Wadgasser Klosters) und eben jener Urkunde von 1221 gebaut worden sein.

Nur um uns das bewusst zu machen: Wir feierten 2013 zwar die 225. Kirchweihfeier unserer Pfarrkirche, aber wir tun dies im Bewusstsein einer acht- bis neunhundertjähri­gen Glaubensge­schichte und –tradition in unserem Ort - das ist schon sehr beachtlich!

Die Kapelle von damals stand wohl auf dem Friedhof bei der heutigen Pfarrkirche. Sie war schlicht und ohne besondere Ornamente, wie wir aus späteren Berichten im­mer wieder erfah­ren haben.

Wenn wir nun in der Zeit voran schreiten, sei auch ins Bewusstsein gerufen, dass es unzählige Kriege und Herrschaftswechsel gerade in unserer Grenzlandgegend gab. Vieles Schwere, viel Not, Armut, Hunger und Leid könnten uns die Steine der damali­gen Kapelle erzählen, so sie denn noch stehen würden. Aber auch die guten Dinge, Taufen, Hochzeiten, Familien- und Ortsfei­ern gibt es seit über 800 Jahren mit Segen und Begleitung durch die Kirche.

Besondere Bedeutung bekam Bisten allerdings erst im 17. Jahrhundert. Nachdem bereits 1517 durch die Reformation um Martin Luther viele Fürstentümer protestan­tisch wurden und es nach und nach immer wieder Konfessionskriege zwischen katholi­schen und evangelischen Landes­herren gab, erreichte 1617 diese Streitigkeit Überherrn und Bisten.

Die beiden Dörfer waren damals nicht wie heute eine Gemeinde, ja noch nicht einmal ein Land: Überherrn gehörte zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken, während Bisten bereits Lothringer Land (und damit übrigens schon seit uralten Zeiten eigentlich Bis­tum Metz) war. Es galt damals die Regel: Die Konfession des Landesherrn haben alle Untertanen anzunehmen, ob sie wollen oder nicht. Lothringen war katholisch, wäh­rend der Graf zu Nassau-Saarbrücken zum Protestantis­mus übergetreten war. 1617 nun wollte der Graf das Dorf Überherrn auf seinem Herrschaftsge­biet zwingen, den protestantischen Glauben anzunehmen. Doch die Überherrner, bis dahin eigent­lich auch kirchlich gesehen selbständig, wehrten sich: Alle Überherrner gingen geschlos­sen über die Grenze hinweg nach Bisten zur Hl. Messe, zum Taufen, Heiraten und auch zum Beerdigen, wo sie von der Beruser Mutterpfarrei mitversorgt wurden. (Der Pastor, der auch für die Kapelle in Bisten zuständig war, saß also in Berus und musste nun von dort auch noch zusätz­lich die Überherrner begleiten.)

Diese Praxis blieb jahrzehntelang bestehen, denn die Herrschaft der Grafen von Nas­sau-Saarbrücken über Überherrn hielt bis zur Französischen Revolution an. Anfang des 18. Jahrhun­derts, um 1720 herum, wurde die Kapelle in Bisten ausgeschmückt und von den Kriegsschäden der Jahre vorher restauriert, wahrscheinlich sogar vergrö­ßert. So weihte der Bischof von Metz Cambout 1723 beispielsweise zwei neue Nebenaltäre (ein Marien- und ein Hubertusaltar), 1726 bekam Bisten einen neuen Taufstein aus Sandstein, den wir auch heute noch in der Kirche bewun­dern können, 1729 dann folgte eine neue Glocke. Diese wiederum blieb übrigens auch in der neuen Kirche ihrem Dienst treu und wurde erst 1894 zugunsten dreier neuer Glocken einge­schmolzen.

Aus den Visitationsberichten aus dem 18. Jahrhundert geht hervor, dass man die wach­sende Bedeutung der Kapelle für ganz Bisten und Überherrn wahr- und ernst­nahm;  bereits im Jahr 1781 fordert der Bischof von Metz die Bistener auf, ihr Kirchen­schiff so zu vergrößern, dass alle einen Platz finden. Dabei thematisiert er erstmals schriftlich die Möglichkeit, eine neue, größere Kirche zu bauen.

Und damit wurde bald danach ja auch begonnen, ist doch die neue Kirche bereits 1788 so fertig gebaut, wie wir sie im Grunde heute noch vorfinden. Über die Bauzeit selbst ist uns leider nichts Schriftliches bekannt. Die Quader aus welchen die Kirche erbaut ist, wurden wohl ober­halb der Kirche am Hang abgetragen und über Rut­schen ins Tal transportiert. Noch heute fin­den wir an diesen Steinen die Zeichen der Steinmetze. Am Bau der neuen Kirche haben sich vermutlich alle arbeitsfähigen Män­ner mit großem Einsatz beteiligt.

Wer die Kirche erbaut, sprich finanziert hat, ist ebenfalls nicht ganz klar. Sicherlich hat jeder Bistener alles, was er irgendwie entbehren konnte, für den Bau zur Verfü­gung gestellt, aber es gibt auch Berichte, wonach ein großer Geldbetrag von Johann Guerich und Johann Gerard stammt. Die beiden bekamen dafür eine ewige Mess-Stiftung – und daher dürfte dem ein oder anderen auch der Name vielleicht bekannt sein: Wir finden sie im Pfarrbrief bei den Intentio­nen, wenn eine Stiftmesse für diese und weitere Familienmitglieder gelesen wird.

1792 endete übrigens auch das Wirken der Prämonstratenser in Bisten. Mit Vikar Michael Hippert verließ der Letzte seines Ordens den Ort Bisten,  aber nicht friedlich. Es war die Zeit der Französischen Revolution, und Vikar Hippert verlas einen Brief des Trierer Bischofs, wo­nach es allen Gemeinden je nach Notlage erlaubt sei, bereits im Februar Ostern zu feiern – es könne ja bis Ostern in Frankreich (und damit auch in Bisten) „alles drunter und drüber sein“. Damit brach der Vikar nicht nur die Gefolg­schaft zu den Revolutionstruppen, die ja die Kirche enteigneten und kontrollier­ten, sondern brüskierte auch seinen eigentlichen Bischof, den von Metz nämlich. Aufgrund des Exilgesetzes kurze Zeit später floh er mit seinen Wadgasser Mitbrü­dern nach Bous, ins Bistum Trier, denn die Saar war damals der Grenzfluss – auch zu Frankreich. Was zwischen 1792 und 1802 mit der Kirche passierte, ist unklar. Hochzeiten und alles weitere mussten die Bistener unter großer Gefahr in dieser Zeit ebenfalls in Bous vorneh­men lassen.

1802 bekam Bisten wieder einen Priester: Paul Baur. Er übernahm die Filiale Bisten mit dem Dorf Überherrn (das bereits zu dieser Zeit doppelt so groß war wie Bisten) und dem Linslerhof. Erwähnenswert ist dabei: Nachdem die Revolution die kirchli­chen Strukturen in ganz Frank­reich und dem Grenzgebiet durcheinander brachte, errichtete der Papst die Bistümer neu. Aus dem ehemaligen Erzbistum Trier wurde das Bistum Trier in seinen heutigen Grenzen – und damit war unsere Gegend nach Jahrhunderten der Zugehörigkeit zum Metzer Bistum nun Teil des Bistums Trier. Wilhelm (Guillaume) Klein löste den bereits nach 13 Monaten versetzen Baur ab und wurde 1808 erster Pfarrer der nun als selbständig bestätigten Pfarrei St. Peter Bisten.

Die Anfangszeit war von den Wirren und Zerstörungen der Revolution geprägt und Pfr. Klein hatte es wahrlich nicht leicht in den 17 Jahren seiner Tätigkeit in Bisten. Zwei Priester kamen nach ihm nach Bisten, bis er sich wieder zurückversetzen ließ und von 1826 bis 1830 nochmals Pfarrer in Bisten wurde. „Weil mein Herz immer in Bisten war“, so soll er gesagt haben. Er starb 1830 in Bisten und wurde hier begraben. Auch ihm wird des Öfteren in einer Stiftmesse gedacht – nun wissen wir vielleicht auch wieso…!

Um 1850 bekam Bisten einen neuen Hochaltar von Andreas Guldner und dieser wurde auch mit der Innenrenovierung der Kirche beauftragt. Die Massen der Gläubi­gen aus Bisten und Über­herrn sorgten für Unruhe in den Sonntagsmessen, da sich die Gläubigen bis draußen um den Turm drängten. Deswegen wurde 1842 die Em­pore gebaut und es kamen weitere kleine und große Anschaffungen hinzu.

Um 1860 kam eine zweite Glocke hinzu, sowie ein neues Harmonium, eine Orgel war damals noch nicht finanzierbar.

1894 kamen dann, wie bereits erwähnt, drei ganz neue Glocken nach Bisten.

1905 wurden eine neue Orgel, ein neugotischer Hoch- und zwei Nebenaltäre, neue Beichtstühle und Kirchenbänke angeschafft.

1910 kam dann auch eine Heizung in die Kirche und zum ersten Mal stellt die Kirche einen eige­nen Organisten und Küster ein.

Unter Pfarrer Zimmer wurde 1920 dann Überherrn eigenständige Kapellengemeinde und von Bisten unabhängiger.

Kurz vor Beginn des II. Weltkrieges kam Pfarrer Poetz nach Bisten. Er stand seinen Pfarrkin­dern während des Krieges bei und blieb trotz Räumung 1944 beim Heranrü­cken der Front mit zwei Dritteln der Bistener Familien vor Ort. Nach dem Kriegs­ende kam ihm die Phase des Wieder­aufbaus zu, die sehr kostenintensiv war. Pfarrer Poetz trat 1950 in den Ruhestand, blieb aber noch einige Zeit in Bisten wohnen.

Sein Nachfolger Pfarrer Müller, der von 1930 bis 1931 auch erster Pfarrer von Überherrn war, kam 1950 mit 67 Jahren nach Bisten und beseitigte die letzten Kriegsschä­den und ließ drei neue Glocken anschaffen.

Größere Veränderungen gab es dann noch von 1969 bis 1973, als unter Pfarrer Bettscheider die Pfarrkirche St. Peter einer Innen- und Außenrenovierung, sowie ei­ner Anpassung an die Liturgiere­form des II. Vatikanischen Konzils unterzogen wurde. So wurden die neugotischen Altäre ersetzt durch einen barocken Seitenaltar der Wallfahrtskirche Klausen, der in Bisten zum neuen Hochaltar wurde; statt der Seitenaltäre wurden eine Marien-Konsole und die sehr alte, renovierte Petrus-Statue angebracht. Der Taufstein von 1726 fand seinen Platz und seine ursprüngli­che Auf­gabe wieder, nachdem er jahrzehntelang im Pfarrgarten abgestellt war. Außer­dem wurde der heutige Volksaltar aus Vogesen-Sandstein angeschafft.

Auf Pfarrer Bettscheider folgte dann Hans-Eugen Witzel, der von 1976 an Pfarrer in St. Peter (seit 1967 bereits in St. Monika) und ab 1977 auch in St. Bonifatius war. Seit­dem war dann auch das Pfarrhaus in Bisten vermietet, später wurde es verkauft.

Anzumerken vor dem Hintergrund der aktuellen Situation ist aber auch: Nach 170 Jahren hat Bisten seit Pfarrer Witzel keinen Pastor mehr „für sich allein“ gehabt. Und mit unserem heuti­gen Pfarrer Elmar Klein, der seit 2004 Pfarrer in Bisten, Überherrn und Wohnstadt und seit 2012 zusätzlich auch in Altforweiler, Berus und Felsberg ist, ist die Größe des zu betreuenden Gebie­tes wieder so groß, wie es seit über 200 Jahren nicht mehr war.

Aus Bisten selbst stammen mit Pfarrer Johann Senzig (1854-1935), P. Gustav Blank SVD (1910-1987) und Msgr. Prof. Dr. Michael Kunzler (geb. 1951-2014) drei Priester, sowie insgesamt fünf Ordensfrauen.